9. November 2018
Setzt ein Zeichen gegen Hass, Rassismus, Ausgrenzung !
Gröpelingen erinnert an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren
#gröpelliebe #unteilbar
11 Uhr
Beirat Gröpelingen ruft auf zur Mahnwache:
Am ehemaligen Jüdischen Altenheim Gröpelinger Heerstraße 167
18 Uhr
Treffpunkt Stolpersteine überall in Gröpelingen:
Nachbarschaften treffen sich an den 30 Gröpelinger Stolpersteinen, Gemeinsames Putzen, Kerzen und Blumen niederlegen, miteinander sprechen. Die Aktion gelingt dann, wenn Du dabei bist. Es gibt keine zentrale Organisation, sondern nur spontane Mobilisierung vor Ort. Zeit für Gespräche als Zeichen gegen Hass und Rasismus.
Kein sentimentaler Gedenktag
Vor 80 Jahren gaben die Nationalsozialisten den Befehl, jüdische Synagogen in Deutschland zu zerstören und jüdische Nachbarn zu misshandeln. Zwar hatte die NS-Regierung in den Jahren zuvor bereits die Rechte der jüdischen Nachbarn Schritt für Schritt eingeschränkt und mit einer Sprache des Hasses und der Verleumdung Misstrauen und Fremdheit zwischen die Menschen gesät.
Doch erst mit der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde ein elementares Tabu gebrochen. In der Pogromnacht sendete der NS-Staat eine eindeutige Botschaft aus: Es sei erlaubt und legitim, jüdische Nachbarn zu töten. In dieser Nacht wurden fünf Bremer Juden ermordet, die Synagoge im Schnoor zerstört und das jüdische Altenheim in Gröpelingen überfallen, die Bewohner verschleppt.
Die Reichspogromnacht richtete sich gegen die jüdischen Nachbarn in unseren Städten. Aber sie war gleichzeitig auch das Fanal zur tödlichen Verfolgung der politischen Gegner und Gegnerinnen des NS-Regimes. Und Fanal zum Mord an alle Gruppen, denen die Nationalsozialisten ihr Menschsein absprachen: Roma und Sinti, Lesben und Schwule, Nachbarn mit körperlichen, seelischen oder psychischen Beeinträchtigungen, Kriegsgefangene.
Die Erinnerung an diese Reichspogromnacht ist für uns in Gröpelingen alles andere als ein sentimentaler Gedenktag. Der Jahrestag erinnert uns daran, dass ein ziviles Miteinander in einem Stadtteil wie Gröpelingen, in dem so viele verschiedenen Menschen zusammen leben, ein wertvolles, zerbrechliches Gut ist. Er erinnert uns daran, dass die Sprache des Hasses der Rechtspopulisten unsere Stadtgesellschaft, unser Zusammenleben hier und jetzt bedrohen.
Kalkulierte Tabubrücke
Kalkulierte Tabubrüche – das ist die Taktik, mit der totalitäre Parteien den Hass auf die Straße bringen. Man benutzt eine Sprache, die abstrakt und pauschal über Menschen spricht und ihnen so das Menschsein nimmt. Man nennt zum Beispiel Gegner der Neonazis „Zecken“ und Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Hunger sind „Messerinvasoren“. Wenn viele Menschen im Elend sind, nennt man es „Flut“, gegen die ein „Damm“ gebaut werden muss. Menschen werden so zu Naturkatastrophen, die man abwehren muss. Oder man fordert, Roma „erfassen“ zu lassen und stellt damit die Behauptung auf, dass es sich um eine Gruppe Krimineller handele. Warum sonst sollte man sie „erfassen“ lassen?
Die Nationalsozialisten haben allen vorgemacht, wie man Schritt für Schritt die Tür zu offener Gewalt, zu Mord, zu Massenmord öffnet.
30 Stolpersteine
30 Stolpersteine erinnern in Gröpelingen an von den Nazis ermordete Nachbarn. Stolpersteine sind kleine Messingplatten, die in den vergangenen Jahren auf den Gehsteigen vor den Wohnhäusern zur Erinnerung an die damals Ermordeten eingelassen wurden.
www.stolpersteine-bremen.de
Aus Anlass des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht rufen wir auf: Trefft Euch am Abend des 9. November 2018 um 18 Uhr an den 30 Stolpersteinen in Gröpelingen. Erinnert an alle Opfer der Nationalsozialisten. Legt Kerzen und Blumen nieder. Bringt heißen Tee mit, redet mit Nachbarn, klärt auf, diskutiert, kommt ins Gespräch. Setzt ein Zeichen gegen Hass, gegen Diskriminierung, gegen „Wutbürger“.
Der Martinsclub putzt bereits seit zwei Jahren regelmäßig viele Stolpersteine in Walle und Gröpelingen, denn auch viele Menschen mit Beeinträchtigungen wurden von der NS-Regierung verfolgt und ermordet. Doch viele Stolpersteine müssen noch gereinigt werden. Mit einem weichen Putzlappen (keine Drahtbürsten verwenden!) und einem Metall-Putzmittel können die Steine schnell zum Glänzen gebracht werden, damit die Namen der ermordeten Gröpelingerinnen und Gröpelinger wieder gut lesbar sind.
30 Stolpersteine an 23 Standorten
Bersestr. 15: Richard Anders
Liegnitzstr. 17: Auguste und Johannes Biesewig
Auf der Lucht 30: Hans Buhlrich
Seewenjestr. 184: Erika und Margret Buhlrich
Buxtehuderstr. 9: Else de Jonge, Jenny de Vries
Heidbergstr. 111: Ernst Döhren
Bauhüttenstr. 8: Selma Feldheim
Liegnitzstr. 39: Richard Förster
Buxtehuderstr. 9: Sophie Frank
Wittekindstr. 31: Johann Heuer
Humannstr. 33: Eduard Ickert
Breitenbachhof 6: Karl Klappan
Buxtehuderstr. 9: Bertha Koh
Gröpelinger Heerstr. 92/94: Johann Kühn
Johann-Kühn-Str. 24: Hermann, Rachela, Fanny Littmann
Gröpelinger Heerstr. 76: Johannes Lücke
Oslebshauser Heerstr. 1: Margarethe Müller
Gröpelinger Heerstr. 370: Markus, Fanny, Erna Platzer
Goosestr. 37: Konrad Riedel
Ritterhuder Str. 54: Grete Rosenthal
Karl-Bröger-Str. 15: Christine Sauerbrey
Bromberger Str. 117: László Schächter
Oslebshauser Heerstr. 71a: Karl Wilhelm Georg
Postet Fotos #gröpelliebe #unteilbar oder mailt: info@kultur-vor-ort.com