BEIRAT GRÖPELINGEN RUFT AUF ZUR MAHNWACHE
Gröpelingen erinnert an die Reichspogromnacht vor 81 Jahren
#gröpelliebe #unteilbar #gröpelingen
Freitag, 8. November, 11 Uhr
Beirat Gröpelingen ruft auf zur Mahnwache
Am ehemaligen Jüdischen Altenheim Gröpelinger Heerstraße 167
Samstag, 9. November, 17 uhr
Treffpunkt Stolpersteine überall in Gröpelingen
Nachbarschaften treffen sich an den 30 Gröpelinger Stolpersteinen, um gemeinsam die Gedenksteine zu putzen, Blumen niederzulegen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Aktion gelingt dann, wenn Du dabei bist. Es gibt keine zentrale Organisation, sondern nur Mobilisierung vor Ort. Zeit für Gespräche als Zeichen gegen Hass und Rassismus.
ABSCHLUSSTREFFEN am ehem. Jüdischen Altenheim bei heißem Tee, Gesprächen und einem kurzen Denkanstoß zum Kampf gegen Populismus und Neofaschismus. (bei Regen Treffpunkt im Quartiersbildungszentrum, Morgenlandstr. 43)
Verteidigen wir die Demokratie
Vor 81 Jahren gaben die Nationalsozialisten den Befehl, jüdische Synagogen in Deutschland zu zerstören. Mit dem organisierten Pogrom in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 leitete das Regime die Phase der offenen Gewalt gegen jüdische Bürger*innen ein. In dieser Nacht wurden in Bremen fünf Menschen ermordet, die Synagoge im Schnoor zerstört, das jüdische Altenheim in Gröpelingen überfallen, die Bewohner verschleppt.
Das Pogrom war lange vorbereitet. Bereits in den Jahren zuvor wurden jüdische Bürger*innen schrittweise und systematisch diskriminiert und entrechtet. Es gab keinen Rechtsstaat, keine Presse, keine Kirche, keine Arbeiterbewegung mehr, die gegen die staatlich organisierte Gewalt hätten einschreiten können. Und auch schon vor der Machtübernahme 1933 hatte die NSDAP durch Diffamierung der demokratischen Institutionen, Bekämpfung der freien Presse und der Etablierung einer menschenverachtenden Rhetorik die Weichen gestellt für ihr Regime des Völkermords und der Barbarei.
Beklemmende Parallelen
Auch heute wird von „System- und Lügenpresse“ oder „Altparteien“ gesprochen mit dem Ziel der Diffamierung demokratischer Institutionen. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmaier drohte 2015 „den linken Gesinnungsterroristen“ und meinte damit demokratische Institutionen und Parteien. Wenn die AfD die Macht ergreife, dann – so Frohnmaier, würde „aufgeräumt“ und „ausgemistet“.
Der Parteichef der AfD Alexander Gauland brüllte seinen Anhängern 2017 zu, man müsse die damalige Migrationsbeauftragte und SPD-Politikerin Aydan Özoğuz nur ins „Eichsfeld ein(laden)“ und ihr zeigen, was „spezifisch deutsche Kultur“ sei. Dann käme sie „nie wieder her“ und Gauland und seine Anhänger würden das Mitglied der Bundesregierung dann „Gott sei Dank“, in Anatolien „entsorgen“. Welche Phantasie war es, die die Menge nach diesen Drohungen enthemmt johlen und jubeln ließ?
Die Erinnerung an die Reichspogromnacht ist für uns in Gröpelingen alles andere als ein sentimentaler Gedenktag. Der Jahrestag erinnert uns daran, dass ein ziviles Miteinander in einem Stadtteil wie Gröpelingen, in dem so viele verschiedenen Menschen zusammenleben, ein wertvolles, zerbrechliches Gut ist. Er erinnert uns daran, dass die Sprache des Hasses der Rechtspopulisten unsere Stadtgesellschaft, unser Zusammenleben hier und jetzt bedroht.
30 Stolpersteine
30 Stolpersteine erinnern in Gröpelingen an von den Nazis ermordete Nachbarn. Stolpersteine sind kleine Messingplatten, die in den vergangenen Jahren auf den Gehsteigen vor den Wohnhäusern zur Erinnerung an die damals Ermordeten eingelassen wurden.
www.stolpersteine-bremen.de
Aus Anlass des 81. Jahrestages der Reichspogromnacht rufen wir auf: Trefft Euch am Abend des 9. November 2019 um 17 Uhr an den 30 Stolpersteinen in Gröpelingen. Erinnert an alle Opfer der Nationalsozialisten. Legt Kerzen und Blumen nieder. Bringt heißen Tee mit, redet mit Nachbarn, klärt auf, diskutiert, kommt ins Gespräch. Setzt ein Zeichen gegen Hass, gegen Diskriminierung, gegen „Wutbürger“.
Der Martinsclub putzt bereits seit Jahren regelmäßig viele Stolpersteine in Walle und Gröpelingen, denn auch viele Menschen mit Beeinträchtigungen wurden von der NS-Regierung verfolgt und ermordet. Doch viele Stolpersteine müssen noch gereinigt werden. Mit einem weichen Putzlappen (keine Drahtbürsten verwenden!) und einem Metall-Putzmittel können die Steine schnell zum Glänzen gebracht werden, damit die Namen der ermordeten Gröpelingerinnen und Gröpelinger wieder gut lesbar sind.
30 Stolpersteine an 23 Orten in Gröpelingen
Bersestr. 15: Richard Anders
Liegnitzstr. 17: Auguste und Johannes Biesewig
Auf der Lucht 30: Hans Buhlrich
Seewenjestr. 184: Erika und Margret Buhlrich
Buxtehuderstr. 9: Else de Jonge, Jenny de Vries
Heidbergstr. 111: Ernst Döhren
Bauhüttenstr. 8: Selma Feldheim
Liegnitzstr. 39: Richard Förster
Buxtehuderstr. 9: Sophie Frank
Wittekindstr. 31: Johann Heuer
Humannstr. 33: Eduard Ickert
Breitenbachhof 6: Karl Klappan
Buxtehuderstr. 9: Bertha Koh
Gröpelinger Heerstr. 92/94: Johann Kühn
Johann-Kühn-Str. 24: Hermann, Rachela, Fanny Littmann
Gröpelinger Heerstr. 76: Johannes Lücke
Oslebshauser Heerstr. 1: Margarethe Müller
Gröpelinger Heerstr. 370: Markus, Fanny, Erna Platzer
Goosestr. 37: Konrad Riedel
Ritterhuder Str. 54: Grete Rosenthal
Karl-Bröger-Str. 15: Christine Sauerbrey
Bromberger Str. 117: László Schächter
Oslebshauser Heerstr. 71a: Karl Wilhelm Georg
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