Hier seht ihr die Kinder der Kunstwerkstatt von Kultur Vor Ort vor dem Gerhard-Marcks-Haus
Die Kinder der Kunstwerkstatt vom Dienstag mit ihren Eltern, den Künstpädagoginnen Kerstin Holst und Aurea Frankenberg vor dem Gerhard-Marcks-Haus zusammen mit Kustodin Mirjam Verhej und Museumsleiter Arie Hartog

Getanzte Linien aus Vierkant

Ausstellung des Kinderateliers von Kultur Vor Ort im Gerhard-Marcks-Haus zusammen mit Werken von Robert Schad.

Hier seht ihr die Kinder des Kinderateliers zusammen mit den Eltern vor dem Museum Gerhard-Marcks-Haus
Die Kinder der Kunstwerkstatt am Donnerstag zusammen mit Eltern und Kunstpädagoginnen Kerstin Holst und Dominika Pioskowik vor dem Gerhard-Marcks-Haus

Ali-Osman (8) und Beyda (12) aus Gröpelingen sind stolz. Ihre Skulpturen stehen zusammen mit Werken von Robert Schad in einer Ausstellung im Gerhard-Marcks-Haus – laut Schad „einer der schönsten Ausstellungsorte in Bremen“. Der 1953 in Ravensburg geborene Künstler zählt zu den bedeutendsten Bildhauern der Gegenwart. Seine tonnenschweren Skulpturen aus Vierkantstahl sind in zahlreichen Museen und im öffentlichen Raum auf der ganzen Welt zu sehen. Doch eine Ausstellung gemeinsam mit Arbeiten von 24 Kindern ist auch für ihn eine Premiere. „I like to move it“ wurde vom 4. bis 20. September 2020 im Gerhard-Marcks-Haus, Bremen präsentiert.

Die Kinder aus der Kunstwerkstatt stehen vor den Skulpturen im Museum und machen Tanzbewegungen
We like to move it

Inspiriert durch Zeichnungen und Skulpturen von Robert Schad erarbeiteten die Teilnehmer*innen der Kinderkunstwerkstatt im Atelierhaus Roter Hahn eigene Ansätze.
Ähnlich wie Robert Schad entwickelten die Kinder ihre Skizzen aus der Bewegung. Sie tanzten zu verschiedenen Musikstilen und hielten die Tanzlinien der anderen im Bild fest. „Zu klassischer Musik fiel es mir am einfachsten,“ erklärt Teilnehmerin Merca-Nur selbstbewusst.

Hier seht ihr drei Mädchen vor den Zeichnungen von Robert Schad. Sie bereiten sich auf die Eröffnungsrede vor.
Letzte Besprechung vor der eigenen Eröffnungsrede

Anschließend wurde der gezeichnete Bewegungsablauf auf wenige Grundlinien reduziert. Mit Schaumpinseln auf Transparentpapier entstanden großformatige Zeichnungen aus Linien, Zacken und Kanten.

„Für viele war es das erste Mal in einem großen Format reduziert und nur einer Farbe zu arbeiten,“ erläutert Kerstin Holst. Die Projektleiterin des Kinder- und Jugendateliers ist selbst freischaffende Künstlerin. Sie begleitete die Arbeiten über den gesamten Zeitraum:„Alle Kinder sind mit großem Mut an die Sache herangegangen. Das Unbekannte und die Reduktion in Farbe und Form wirkten beinahe befreiend.“

Hier seht ihr Eltern und Kinder bei der Ausstellungseröffnung. Die Ausstellung heißt I like to move it.
Die Eltern sind stolz darauf, das ihre Kinder in einem Bildhauermuseum ausstellen.

Auch Robert Schad stattete im März 2020 dem Gröpelinger Kinderatelier einen Besuch ab. Vor Ort präsentierte er Zeichnungen und Skulpturen und kam mit den jungen Künstler*innen ins Gespräch. Das Interesse und die Ernsthaftigkeit der Kinder hat ihn sehr beeindruckt, so Kerstin Holst.

Hier sind eine Frau und ein Mädchen im Gespräch im Museum. Überall sind skulpturen zu sehen.
Zusammen im Museum.

In einem weiteren Schritt wurden die zweidimensionalen Zeichnungen in dreidimensionale Kunstwerke aus Leisten und Vierkanthölzern verwandelt.

Die Gebilde wurden standfest verschraubt und mit schwarzer Acrylfarbe bemalt. Zusammengesetzt entstanden ein mehrgliedriges Mobile und verschiedene Holzskulpturen.

Hier seht ihr ein Mädchen im Museum. Es guckt zu uns rauf. Wir sehen Mobiles von der Decke hängen und Stahlskulpturen.
Mobiles neben Stahlskulpturen.

Auch Erwin Weide begleitete die Umsetzung des Kunstprojekts. Der pensionierte Lehrer und ausgebildete Tischler leitet seit vielen Jahren die Holzwerkstatt im Atelierhaus RoterHahn: „Einige Jungen haben sich besonders für das Handwerkliche begeistert.“

Kinder sitzen auf dem Boden neben ihrem Kunstwerk.
Präsentation der eigenen Skultpur direkt neben der von Robert Schad.

Wie Robert Schad verliehen die Kinder ihren Kunstwerken klangvolle Namen. Sie heißen MASVEMEJAMI, ein Akronym aus den ersten Buchstaben ihrer Vornamen, HAVA-RUCH, eine Verbindung aus dem türkischen Wort HAVA für „Luft“ und dem polnischen Wort RUCH für „Bewegung“, STARKFISCH oder KRIKELAKRAK. In der Ausstellung waren detaillierte Informationen zu den Werken über das Smartphone und QR-Codes an den Wänden abrufbar.

Auf dem Bild seht ihr eine Skulptur aus Stahl, an der Wand hängen Zeichnungen.
Vom Zweidimensionalen zum Dreidimensionalen. Zeichnungen – Skulpturen.

Die Ausstellungseröffnung im Gerhard-Marcks-Haus war für alle Beteiligten trotz coronabedingter Einschränkungen ein großer Tag. Viele besuchten mit ihrem Elternteil (nur eine Begleitperson war zugelassen) zum ersten Mal dieses Museum. Die Werke der eigenen Kinder ausgestellt in den ehrwürdigen Hallen der Kunst zu sehen, erfüllte auch die Eltern mit Stolz.

Kerstin Holst betont, dass der Corona-Lockdown die Mitarbeiter*innen des Ateliers und die Eltern noch näher zusammengebracht hat: „Durch gemeinsame Erfahrungen und einem stetigen Austausch ist vieles verbindlicher geworden. Einige Eltern haben uns in der Zeit von persönlichen Nöten und Sorgen erzählt.“ Die Nachfrage nach freien Plätzen in der Kinderkunstwerkstatt ist gestiegen.

Projektleitung des Kinderateliers Roter Hahn Kerstin Holst

Das Ausstellungsprojekt „I like to move it“ ist Bestandteil einer langjährigen Kooperation zwischen Kultur Vor Ort e.V. und dem Gerhard-Marcks-Haus mit dem Ziel künstlerische Positionen von der Innenstadt in die Stadtrandbezirke zu transferieren und umgekehrt.

Von März bis Oktober 2020 waren unter dem Titel „Bremen vierkant“ zusätzlich sechs großformatige Stahlskulpturen von Robert Schad im öffentlichen Raum in Gröpelingen aufgestellt. Weitere Plastiken wurden in Knoops Park in Bremen-Nord zusammen mit einer Dokumentation in der Galerie Kränholm gezeigt.

Die Kinderkunstwerkstatt im Atelier Roter Hahn ist ein offenes Nachmittagsangebot für Grundschulkinder, um erste Erfahrungen mit künstlerischen Techniken und Möglichkeiten der Kunst zu machen. Mit dem Kinder- und Jugendatelier ist in und für Gröpelingen eine Einrichtung entstanden, die in enger Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas Selbstwirksamkeit und Potentiale junger Menschen fördert, um deren Teilhabe- und Bildungschancen zu erhöhen. Das Kinder- und Jugendatelier wird unterstützt vom Lions Club Bremen buten un binnen, den Kunstpaten, dem Senator für Kultur und dem Programm WIN (Wohnen in Nachbarschaften).

 

Kontakt:

Kerstin Holst, Leitung Kinder- und Jugendatelier

holst@kultur-vor-ort.com 

www.kultur-vor-ort.com

 

Text: Eva Determann, Fotos: Julain Elbers