„Smart Moves“ – Wenn Hausaufgaben und Tanzschritte den Nachmittag retten

23. August 2025

Donnerstagnachmittag im Liegnitzquartier: Bücher auf – Beats an! Im Nachbarschaftstreff wurde erst gelernt, dann getanzt. Mit dem Projekt „Smart Moves“ entstand ein neuer Lieblingsort für Grundschulkinder. Wir haben mit dem Team gesprochen, das das möglich gemacht hat.

Ein Gespräch mit Esther Rumohr (Projektleitung), Andrés (Leitung Lernhilfe), Luca (ehrenamtliche Unterstützung) und Fanny (Tanzpädagogin)

Welche Ziele hatte das Projekt?

Esther Rumohr: Wir wollten die Kinder ganzheitlich fördern: die schulische Leistungsfähigkeit durch individuelle Hilfe stärken, Freude am Lernen wecken, Bewegungsmangel reduzieren, das Selbstbewusstsein durch kleine Auftritte stärken, soziale Kompetenzen fördern und Kindern aus einkommensschwachen Familien eine verlässliche, kostenfreie Förderung bieten.

Was genau passiert bei „Smart Moves“?

Andrés Sotomayor:

„Smart Moves ist kein gewöhnliches Nachhilfeprojekt. Wir haben den Kindern aus den Klassen 1 bis 4 eine Kombination aus Lernunterstützung und Tanz angeboten – jede Woche zweieinhalb Stunden lang. In der ersten Stunde konnten sie an ihren Hausaufgaben arbeiten oder Aufgaben von uns bearbeiten, in der zweiten Stunde wurde getanzt. Uns war wichtig, dass sie sich gesehen und verstanden fühlen. Deswegen haben wir jede Stunde mit einer Malrunde und Gesprächen gestartet – das hat den Übergang von der Schule zu unserem Projekt erleichtert.“

Fanny Altmann:

„Ich habe von März bis Juni die Tanzstunden geleitet. Wir haben gemeinsam gespielt, improvisiert, uns zur Musik bewegt und später eine kleine Choreografie für das Sommerfest erarbeitet. Die Kinder konnten mitentscheiden, welche Musik gespielt wird und ob wir drinnen oder draußen tanzen. Auch bei der Aufführung waren sie aktiv beteiligt: von den Tanzposen bis zur Gestaltung des Auftritts.“

Wie wurden die Kinder in die Gestaltung des Angebots eingebunden?

Luca Hasbach:

„Die Beteiligung der Kinder war uns sehr wichtig – sie durften mitgestalten und ihre Ideen einbringen. Beim Lernen konnten sie selbst entscheiden, welche Aufgaben sie machen, mit wem sie zusammenarbeiten und wo sie im Raum arbeiten möchten. In der Tanzstunde war das genauso: Fanny hat Vorschläge gemacht, aber die Kinder konnten immer mitbestimmen – bei der Musik, den Spielen und der Choreo. Das hat ihnen richtig Spaß gemacht.“

Was lief besonders gut?

Fanny Altmann:

„Es war toll zu sehen, wie sich im Laufe der Zeit ein motivierter Kern gebildet hat. Die Kinder haben sich richtig auf die Aufführung gefreut und waren stolz auf das Ergebnis. Für viele war das ein echtes Erfolgserlebnis.“

Andrés Sotomayor:

„Ein wichtiger Moment war für mich die Erkenntnis, dass Kinder Zeit zum Ankommen brauchen. Die Malzeit zu Beginn hat ihnen geholfen, von der Schule abzuschalten, sich mitzuteilen und Vertrauen aufzubauen. Und das hat sich im gesamten Projektverlauf ausgezahlt – es entstand eine Atmosphäre, in der sich die Kinder wohlgefühlt haben.“

Luca Hasbach:

„Auch das Team hat gut funktioniert. Wir konnten uns aufeinander verlassen, haben gemeinsam geplant und reflektiert. Und die Nähe zum Spielplatz und die Ausstattung des Raums haben uns sehr geholfen.“

Wo lagen die Herausforderungen?

Andrés Sotomayor:

„Die offene Struktur des Nachbarschaftstreffs war Fluch und Segen zugleich. Der Raum war niedrigschwellig zugänglich – das ist gut, aber es führte auch zu vielen Ablenkungen. Außerdem war es eine Herausforderung, mit der Unterschiedlichkeit der Kinder umzugehen – in ihrem Lerntempo, ihren Interessen und ihrer Konzentration.“

Fanny Altmann:

„Einige Kinder waren sehr motiviert, andere hatten weniger Interesse am Tanzen. Besonders einige Jungs waren schwer zu motivieren. Da wäre es in Zukunft vielleicht sinnvoll, parallel ein alternatives Bewegungsangebot anzubieten, zum Beispiel Sportspiele.“

Luca Hasbach:

„Es war schade, dass einige Kinder irgendwann nicht mehr kamen. Vielleicht hat ihnen der Tanzteil nicht so zugesagt oder sie haben sich in der Gruppe nicht richtig wohlgefühlt – vor allem, wenn sie nicht dieselbe Schule besucht haben wie die meisten anderen.“

Was nehmt ihr als wichtigsten Erfolg mit?

Esther Rumohr: Für mich war wichtig, dass wir nicht nur die schulischen Leistungen stärken, sondern die Kinder als Ganzes fördern – ihr Selbstbewusstsein, ihre Freude an Bewegung, den sozialen Umgang. Und vor allem: Dass sie hier etwas erleben, das sie sonst vielleicht nicht bekommen.

Andrés Sotomayor: Es ist mehr als Hausaufgabenbetreuung. Lernen war bei uns kein Abarbeiten, sondern Beziehung. Vertrauen aufbauen, Mut machen. Auch wenn die Umgebung manchmal laut war, haben wir uns darauf konzentriert, die Kinder da abzuholen, wo sie sind.

Luca Hasbach: Und das merkt man. Es gibt kein Schema F. Jeder Tag ist anders, weil jedes Kind anders ist. Das macht es spannend.

Fanny Altmann: Für mich war das Highlight der Auftritt auf dem Sommerfest. Die Kinder standen auf der Bühne, die Choreografie war fertig, und plötzlich strahlten sie – voller Stolz und Freude.

Dank des Weihnachtswunders 2024 von Bremen Vier und Bremen Eins konnte dieses Angebot ermöglicht werden. Bei der Spendenaktion wurde eine unglaubliche Summe gesammelt, um regionale Projekte des Deutschen Kinderhilfswerks zu fördern – darunter auch „Smart Moves“. Vielen Dank an alle, die dieses Engagement möglich gemacht haben!  Mehr Infos unter www.dkhw.de.