Gröpelingen errinnert an die November-Progrome von 1938
In der Nacht zum 10. November 1938 wurde in Bremen die Synagoge im Schnoor zerstört und fünf Bremer*innen ermordet. Die organisierte Gewalt der Nationalsozialisten gegen jüdische Einrichtungen und Mitbürger*innen brach sich damals allerorts Bahn. In Gröpelingen wurden die Senior*innen aus dem damaligen jüdischen Altenheim auf die Straße getrieben und deportiert.
Ein breites Gröpelinger Bündnis rief zu einer dezentralen Gedenkaktion auf, zu der Stadtteilbewohner*innen am 9.11.2019 ab 17 Uhr in Gröpelingen zahlreich zusammenkamen.
Gröpelingen ist geprägt durch starken Zuzug von Menschen, die hier Schutz suchen. Auch daher gibt es hohe Anforderungen an solidarisches Verhalten und eine ausgeprägte Kultur der Solidarität mit Betroffenen. Mit ernsthaften Konzepten und in Begegnungen, in Kitas und Schulen bezieht der Stadtteil tagtäglich Stellung gegen Ausgrenzung, Antisemitismus und Rassismus.
Nachbar*innen und Aktive in den Einrichtungen bekommen es hautnah mit, wenn Familien über die Ereignisse in Syrien verzweifeln oder wenn junge geflüchtete Menschen versuchen, sich im Stadtteil einzubringen. Es fordert heraus, wenn Kinder an Schulen verschwinden, nach einem halben Jahr wieder da sind und keiner weiß, warum.
Im Stadtteil gibt es ein ausgeprägtes Bewußtsein dafür, dass ein solidarisches Miteinander ein zerbrechliches Gut ist.
Bei der Aktion am 9.11.2019 sammelten sich Nachbar*innen in zahlreichen kleineren Grüppchen an allen 30 Gröpelinger Stolpersteinen, um diese mit Blumen zu schmücken, Kerzen aufzustellen und Gedenkminuten für die Opfer antisemitischer Gewalt vor 81 Jahren einzulegen. Gespräche über Rassismus und rechte Hetze fanden nicht nur untereinander sondern auch mit interessierten Passanten statt. Am ehemaligen jüdischen Altenheim trafen sich alle gemeinsam zum Abschluss.