Das Pilotprojekt „Urban Storytelling“ hat zum Ziel den Einsatz frei erzählter Geschichten als Baustein der durchgängigen Sprachförderung in der Grundschule systematisch zu erproben. Hierzu werden in Zusammenarbeit mit dem MO 43 und der Grundschule Am Pastorenweg ein Jahr lang regelmäßig Erzähleinheiten durchgeführt. Beteiligt sind alle Kinder des ersten/bzw, ab Sommer zweiten Jahrgangs und der Vorkurs. In enger Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen erzählen die professionellen Erzählerinnen Julia Klein und Simone Zinke seit Februar 2017 sprachfördernde Geschichten. Die fest im Unterrichtsplan verankerten Erzählstunden fördern Kommunikationsfähigkeit und Sprachkompetenz. Der mündliche Umgang mit Texten in Form von Zuhören, Nacherzählen und Weitererzählen ist eine direkte Vorbereitung auf die schriftliche Verwendung der Sprache.
Vom Hören zum Erzählen
Zu Beginn des Projektes lernen die Kinder unterschiedliche Geschichten und Präsentationsformen kennen. Das Repertoire reicht von in Gröpelingen spielenden Erzählungen über Kettengeschichten mit Mitmachelementen bis hin zu frei bearbeiteten Märchen. In Absprache mit den Lehrerinnen greifen die Erzählerinnen Wünsche der Kinder auf, beziehen schulübergreifende Themen mit ein und unterstützen aktuelle Sprachlernthemen.
Im Laufe des Projektes werden die Kinder immer mehr selbst zu Erzähler*innen. Mit erzählpädagogischen Methoden werden die gehörten Stoffe aufgegriffen, nacherzählt und weiterentwickelt.
Zum Abschluss beteiligen sich die Schüler*innen und Lehrer*innen im November mit einem selbst erarbeiteten Beitrag am internationalen Erzählfestival Feuerspuren.
Vom Entstehen einer Geschichte im Dialog mit der Gruppe
„Wir wollen eine Geschichte über Fußball hören. Hast du heute eine Geschichte über Fußball mitgebracht? Fußball!“
Woche für Woche forderten zwei Jungs eine Geschichte zu ihrem Herzensthema, da fragte die Erzählerin:
„Was gehört denn in eine Fußballgeschichte?“
– Am Anfang spielt jemand schlecht und dann wird er gut.
-Einer wird nie aufgestellt und ist traurig
-Ronaldo kommt zu mir nachhause.
Aus den Stichworten der Kinder und mit Hilfe ihrer eigenen Söhne erfanden die Erzählerinnen eine Fußballgeschichte. Die Jungs waren mehr als zufrieden und stolz auf ihre Geschichte. Ein Kind, das keine Lust auf Fußball hatte und immer stöhnend auf das Gespräch reagiert hatte, erkannte das zu Grunde liegende Thema Selbstvertrauen und kommentierte: „Das passt ja auch zu allen anderen Sachen, das mit den Sätzen beim Schuhe zumachen das probiere ich auch mal aus.“
Mo43, Werkstatt für Wort und Sinn, Quartiersbildungszentrum Morgenland
Morgenlandstraße 43, 28237 Bremen