Feuerspuren 2024: Gröpelingen leuchtet und macht Mut

15. Dezember 2024

Leuchtend, vielfältig und gut besucht. Die 18. Ausgabe des internationalen Erzählfestivals Feuerspuren in Gröpelingen war ein voller Erfolg. Bereits am frühen Nachmittag des 10. Novembers füllte sich die Lindenhofstraße zwischen Waterfront und Gröpelinger Heerstraße mit Besucher:innen. Während einige gezielt zu bestimmten Programmpunkten eilten, um die besten Plätze zu ergattern, ließen sich andere einfach mit der Menge treiben. „Viele sind zum ersten Mal auf den Feuerspuren“, bestätigte auch Janna, die an einem der Infopoints von Kultur Vor Ort e.V. bereitwillig Auskunft erteilte und Programmhefte ausgab. „Besonders nach Angeboten für Kinder wird gefragt.“

 

Drei Mädchen stehen auf einer Bühne mit dem Rücken zur Kamera. Die Mädchen tragen alle weiße Langarmshirts und schwarze Hosen. Alle drei haben ihren rechten Arm nach oben rechts zur Seite gestreckt, die Ellenbogen sind leicht eingegnickt. Das Mädchen in der Mitte schaut nach rechts oben zu ihrer Hand. Vor der Bühne ist eine Menschenmenge zu erkennen, die gespannt nach oben auf die Bühne gucken. Hinter ihnen sind einige Pavillons, in weiß und pink zu erkennen. Außerdem ein paar Wohnhäuser auf der rechten Seite und herbstlich grün-braune große Bäume auf der linken Seite.
Die TURA-Tanzgruppe eröffnete in diesme Jahr das Festival auf der Bühne auf dem Bibliotheksplatz. Foto: Claudia Hoppens.

 

Das Bild zeigt eine lebendige Szene mit mehreren Personen, die warme Kleidung und Mützen tragen, in der Mitte sitzen zwei Kinder, die im Vordergrund des Bildes stehen. Die Kinder blicken aufmerksam und neugierig auf etwas, das außerhalb des Bildes liegt. Im Hintergrund steht eine Frau in einem weißen Mantel, die die Szene beobachtet und lächelt. Zwei Personen auf der rechten Seite tragen gelbe Gewänder und goldene Kränze, sie sind verkleidet wie Engel.
Wer liebt sie nicht, die Engel des Feuerspuren-Festivals!

 

Auf einer belebten Straße fährt eine Frau auf einem Moped. Die Frau ist verkleidet als Engel, sie trägt einen goldenen Mantel, eine goldene Krone und auf ihrem Rücken große Flügel. IM Hintergrund sind mehrere vorbeilaufende Menschen zu sehen und ein Straßenstand auf dem "Kaffee, Apfeltaschen, Schmalzkuchen" steht.
Ein Engel auf Rädern: Die Theatergruppe „Kratzbürsten“ aus dem Bürgerhaus Oslebshausen sind unverzichtbarer Bestandteil der Feuerspuren. Als Engel verteilen sie Glitzer und Freude an die Besucher:innen. Foto: Tim Lachmann

 

Passend zum Festival-Motto „Wo der Mut wohnt“ stand junges Publikum auch konzeptionell im Fokus. Allein fünf von insgesamt 15 Erzählorten waren extra für Kinder und Jugendliche gestaltet, dazu gab es zahlreiche Mitmach-Angebote. So konnten beim Pavillon des Kinder- und Jugendateliers Roter Hahn und des Bürgerhaus Oslebshausens gerade noch rechtzeitig zum großen Laternenumzug eigene Laternen und Lichtobjekte „to go“ gebaut werden. Bei Einbruch der Dämmerung leuchtete der Himmel voller teuflischer Fratzen und kleiner Upcycling-Fackeln.

Ein junges Mädchen steht vor einem Kunstobjekt. Das Objekt scheint ein Fischernetz zu sein, dass groß aufgespannt ist, Im Netz hängen viele bunte Fische. Sie sind gebastelt aus Plastikflaschen und beschmückt mit Transparentpapier. Die Fische leuchten in unterschiedlichen Farben.
Lichtobjekte säumen die Lindenhofstraße. Foto Tim Lachmann.

Für eine stimmungsvolle Illumination sorgten auch die überdimensionalen künstlerischen Lichtobjekte entlang der Straße. Sie zeigen, wie viel Herzblut und Kreativität hier jedes Jahr in vorbereitenden Werkstätten gesteckt wird.

Auf einer Straße wird von links nach rechts ein Kunstobjekt von zwei Erwachsenen gezogen. Das Objekt sieht aus wie eine Mischung aus Drachen und Schnecke. Es ist beklebt mit orangenen-roten Transparentpapier und auf einen Bollerwagen platziert. Innen drin sitzen Kinder. Auf der Außenseite kann man Lichterketten erkennen. Die beiden Erwachsenen ziehen das Objekt über eine belebte Straßenszene. Links im Bild kann man Essensstände und stehende Menschen erkennen.
Das Laternentaxi war auch in diem Jahr für die Kleinsten da. Diesmal in der Gestalt eines Drachens. Foto: Claudia Hoppens.

 

Rechts im Bild steht ein umgebauter Wohnwagen. Er ist stark bemalt mit bunten Farben, man kann in gelber Schrift den Namen "AhnSisters" erkennen, außerdem kleben ein paar Collage-ähnliche Personen am Wohnwagen. Vor dem Wagen steht eine Schlange Menschen die anscheinend darauf warten am Wohnwagen etwas zu bestellen. Vorne links neben dem WOhnwagen sitzen zwei Menschen an einem kleinen Tisch, die trinken Tee.
Die AhnSisters

An alle Generationen und Geschlechter richtete sich die Kunstinstallation AhnSisters. Gisela Brünker-Pérez und Dina Koper stellten ihren zum mobilen Kunstprojekt innen und außen umgestalteten Wohnwagen direkt am Bibliotheksplatz auf. Das Jahr über hatten sie Märkte und Festivals in ganz Deutschland bereist, Geschichten über die kulturelle Vielfalt der Ahninnen gesammelt, verwertet, dokumentiert und so den Retro-Wohnwagen Schicht für Schicht in ein David-Lynch-mässiges Setting aus Film, Foto, Sound und Objekten verwandelt. Gröpelingen war die letzte Station, bevor das Projekt 2025 im Gerhard-Marcks-Haus ausgestellt wird.

Die Besucher:innen konnten auch in diesem Jahr eine Vielfalt von Stimmen, Perspektiven und Orten im Stadtteil hautnah erleben. „Einige Erzählstationen waren so begehrt, dass die Raumkapazitäten innerhalb von Minuten voll waren“, so Julia Klein, künstlerische Leiterin der Feuerspuren von Kultur Vor Ort. „Aber die Gäste blieben entspannt und haben einfach woanders ihr Glück versucht.“

Neben liebevoll vorbereiteten Erzählorten und herzlichen Gastgeber:innen war auch die Bandbreite der Geschichten beeindruckend. Von faszinierenden Mythen über Märchen verschiedener Kulturkreise bis hin zu zeitgenössischen, politischen Themen. Alles wurde erzählt, in allen zur Verfügung stehenden Sprachen, mit unterschiedlichsten Mitteln.

Ein Mann steht in einem Raum vor einer Menschenmenge. Er steht auf der linken Seite des Bildes, auf der rechten Seite kann man einige sitzende Menschen erkennen, die gespannt zu ihm nach oben schauen. In der ersten Reihe sitzt ein Mann der lacht. Der stehende Mann hat seine Hände vor deinem Bauch gefaltet, er hat seinen Kopf nach rechts gewandt und schaut leicht an der Kamera vorbei. Sein Gesichtsausdruck ist gespannt und ernst.
Reiner Müller erzählt bei der Präsentation des VEE Workshops „Raus aus der Komfortzone“ im SB Waschcenter. Die Maschinen geben den Takt vor. Foto: Tim Lachmann.

 

Links im Bild ist ein Bus von vorne zu erkennen. Die Kamera steht sehr nah am Bus, sodass man nur das rechte Drittel erkennen kann. Man schaut durch ein Fenster in den Bus rein. Innen sind blaue Lichterketten zu erkennen und eine Frau, die auf einer Bank im Bus sitzt. Sie schaut rechts aus einem anderen Fenster aus dem Bus heraus. Rechts neben dem Bus steht ein Mann der zur Frau in den Bus hinein schaut. Sie lächeln sich an. Im Hintergrund ist eine Straßenszene bei Nacht zu erkennen. Man kann bunt leuchtende Lampions erkennen und herumlaufende Menschen.
Bernd Herbst schaut in den Borgwardbus, der als Erzählort gerade über 12 Sitzplätze verfügt. Hier erzählte er seine Geschichte unter dem Titel „Die Kathedrale der Bäume“. Foto Tim Lachmann.

 

In einem Raum sitzen einige Menschen. Der Raum ist klein, in der hinteren linken Ecke ist eine Holztreppe zu erkennen die in drei Stufen zu einem anderen raum führt. Auf der rechten Seite sitzt ein junger Mann auf einem Stuhl. Er lacht und hat eine Art Tasse in der Hand. Vor ihr sitzen zwei Frauen. Die hintere hat ihre Arme weit ausgestreckt – sie erzählt anscheinend eine Geschichte.
Donka Dimova und Caner Sprostranov bei Gröpelingen Marketing.

 

Nicht nur professionellen Erzähler:innen wurde eine Bühne geboten, sondern auch denjenigen, die zum ersten Mal Erfahrungen und Geschichten mit einem Publikum teilten. Selbst eine KI kam als digitale Storyteller:in zum Einsatz. Gefüttert mit einigen Stichworten erklangen nach wenigen Sekunden erschreckend „echte“ Mut-Geschichten aus dem Laptop (online unter www.mokimedia.blog abrufbar).

 

Zwei Menschen stehen draußen im Dunkeln. Im Hintergrund sind beleuchtete Bäume zu erkennen und eine verschwommene Straßenszene. Die beiden Menschen haben blau leuchtende Kopfhörer auf und stehen mit dem Rücken zur Kamera.
Audiogeschichten gabe es mit SilentDisko Kopfhörern auf der Straße. Lutz Liffers erzählte die Geschichte der 17-jährigen Martha, die einen jüdschen Freund versteckte. Luise Gündel erzähle Gruselgschichten für Erwachsene. Foto Tim Lachmann.

 

Ebenso großartig wie die Erzählungen waren die künstlerischen Performances der Feuerakrobat:innen von LENN FEI, FIREDANCE, LOOOOP, OH WOW und FLAMBA,  die von Gordon Ruff (LENN FEI) liebevoll mit ihren Kompositionen aufeinander abgestimmt wurden.  

Das Bild zeigt eine Feuershow bei Nacht. Eine Person steht auf einer Bühne und jongliert mit einem brennenden Stab. Um sie herum sind Flammen und Rauch sichtbar. Im Hintergrund sind Zuschauer sowie Zelte und beleuchtete Gebäude zu erkennen.
Abschluss-Feuershow auf dem Bibliotheksplatz. foto: tim Lachmann.

 

Der traditionelle Lichterumzug zu Sambaklängen der Gruppe MONTE MONJA, mit dem vor genau 30 Jahren alles angefangen hatte, bewegte sich abschließend entlang der Lindenhofstraße voller selbstgemachter Laternen und mobiler Lichtobjekte zum Bibliotheksplatz, um dort das Festival bei einer großen Abschluss-Feuershow zu beenden.

Eine farbenfrohe Laternezug mit vielen Menschen, die sich auf einer nächtlcihen Straße versammelt haben, ist zu sehen. Teilnehmer tragen leuchtende Kostüme, einige mit roten und gelben Flammenmotiven, während sie bunte Laternen und Lichterstäbe halten. Die Szene ist lebendig und voller Energie, mit stimmungsvoller Beleuchtung und einer festlichen Atmosphäre.
Extra zum Laternenumzug kommen viele Gröpelinger Familien. Foto Tim Lachmann.

 

Die Feuerspuren feierten in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum. Was 1997 als „nicht-religiöses Lichterfest im November“ begann, so Lutz Liffers von Kultur Vor Ort, erweiterte sich im Laufe der Jahrzehnte um Feuershows und theatrale Darbietungen, woraus sich 2007 das internationale Erzählfestival Feuerspuren entwickelte. Mittlerweile sind die Feuerspuren nicht nur fester Termin im Bremer Veranstaltungskalender. Sie zeigen, so Lutz Liffers, gerade in der aktiven Verbindung zum Stadtteil und seinen Bewohner:innen, dass sie mehr sind als ein kulturelles Event. In Gröpelingens junger Bevölkerung gibt es viele, die den Stadtteil ohne die Feuerspuren gar nicht mehr kennen und diese auch nicht missen möchten: „Die Feuerspuren sind Gröpelingens fünfte Jahreszeit.“


 Das internationale Erzählfestival lebt von seiner Beteiligung aus dem Stadtteil. Es wird gestaltet von zahlreichen Stadtteilgruppen, Kinder- und Jugendgruppen, Laternenbauer:innen und Feuerkünstler:innen, die die Erzählorte, Feuer-Showbühnen und Straßenaktionen bespielen.

Das Festival spiegelt Gröpelingen auch als Stadtteil der vielen Geschichten und Sprachen wider. Erzählt wird u.a. in den Sprachen Spanisch, Türkisch, Bulgarisch, Niederländisch, Russisch, Englisch, Farsi, Hoch- und Plattdeutsch, Arabisch, Kurdisch, durch Gebärden, Solo, im Tandem oder in der Gruppe. Mehrsprachige Geschichten und solche, die sich besonders für Kinder eignen, werden im Programm gekennzeichnet.

Das Erzählfestival FEUERSPUREN ist eine Veranstaltung von Kultur Vor Ort e.V. und dem Bürgerhaus Oslebshausen e.V. und wurden 2024 realisiert in Kooperation mit: Stadtbibliothek West, Bremer Volkshochschule West, Martinsclub Bremen, TURA Bremen, QBZ Morgenland, Gröpelingen Marketing e.V., Jetzt.Hier.Überseequartier, kek Kindermuseum, NaturKultur Bremen e.V., Verband der Erzähler und Erzählerinnen VEE e.V., LICHTHAUS GmbH, BSAG, Waterfront Bremen und Sander Center.

FEUERSPUREN 2024 wird unterstützt von: Senator für Kultur Bremen, Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation Bremen, Senatorin für Kinder und Bildung Bremen, Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration Bremen, dem Programm WiN (Wohnen in Nachbarschaften), dem Amt für soziale Dienste, der Schütting Stiftung, dem Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“, der LICHTHAUS GmbH, BSAG, Waterfront Bremen und dem Sander Center. Medienpartner ist der Weser-Kurier.

www.feuerspuren.de