Wir sind nicht Schnuppe – Ihr seid uns nicht schnuppe!

„Wir sind nicht schnuppe“ – mit diesem bedeutungsvollen Slogan verabschiedet sich unser Bundesverband Soziokultur in die Winterpause. Der Slogan zielt auf die Debatte über Relevanz von Kunst und Kultur, die landein, landab medial und politisch geführt wurde.

In Gröpelingen haben wir die Relevanz unserer Arbeit in diesem Jahr ganz besonders zu spüren bekommen:  Von Nachbar*innen, die im ersten Lockdown dankbar unsere Spaziergangtipps zu Kunst im Öffentlichen Raum in Gröpelingen genutzt haben, weil ihnen in kleinen, engen Wohnungen die Decke auf den Kopf gefallen ist.  Eltern und Kinder, die jede Woche die beliebten KUNST TO GO Tüten im Kinder- und Jugendatelier und beim mobilen Atelier abgeholt haben, um wenigstens ein Mal in der Woche noch einen „normalen“ Weg zu gehen und andere Kinder auf Abstand zu sehen.

Digitale Lesungen auf dem „Grünen Sofa“, digitale Communityabende, Fensterkonzerte und Liegnitzwalks – wir haben unser Programm mehr als einmal auf den Kopf gestellt, um in Kontakt zu bleiben, Gröpelingen von seinen interessanten Seiten zu zeigen und den Zusammenhalt stärken.  Aufklären, wo immer es geht und den Kontakt nicht zu verlieren, war zu Beginn der Pandemie unsere Devise.

Dann kam ein Sommer, den viele Gröpelinger*innen und Gäste aus anderen Stadtteilen mit uns genossen haben: Das Mikrofestival im Liegnitzquartier mit Nachbarschaftscafé hinterm Gartenzaun und einer Künstlerkaravane, Konzerte und Kino im Apfelkulturparadies, Führungen zu den Stahlskulpturen von Robert Schad und kreativen Ferienprogrammen im ganzen Stadtteil mit ausgefeilten Hygienekonzepten – all das hat gezeigt, was auch in der Pandemie gemeinsam möglich ist.

Der Herbst-Lockdown hat das Feuerspuren Festival in den privaten und digitalen Raum gedrängt. Aber auch hier haben uns die Reaktionen der Gäste gezeigt, dass es sich lohnt, noch einen „Plan D“ in der Tasche zu haben und sich nicht aus der Öffentlichkeit zurück zu ziehen. Kultur ist ein Lebenselixier aus Begegnung und kreativen Stimulanzien für viele in diesem Jahr in diesem Stadtteil geworden, das geeignet ist, solidarisch und kreativ der Krise zu begegnen.

Wir vergessen dabei nicht, dass sich in Gröpelingen ein Wandel vollzogen hat. Im QBZ Morgenland und der Aufsuchenden Bildungsberatung, im Kunstkiosk und dem Mosaiktreff, in unserer Arbeit mit Schulen und Kitas, erfahren wir Tag für Tag, dass sich die wirtschaftliche und psychische Lebenssituation von Kindern und Familien verschlechtert, dass sich aus Existenzgründungen oder Beschäftigung, Erwerbs- und Perspektivlosigkeit entwickelt. Diese Entwicklung betrachten wir alle von Kultur Vor Ort mit großer Sorge.

Umso wertvoller ist in diesem Jahr die Erfahrung, dass Stifter und private Spender uns nicht allein gelassen haben, dass wir eine breite Welle der Solidarität und Unterstützung unserer Arbeit erfahren haben und dass wir neue wertvolle Allianzen auch zu Wohnungsbaugesellschaften wie der Brebau und der Vonovia aufbauen konnten. 

Unser Dank richtet sich an alle ehrenamtlich Aktiven aus dem Verein und dem Stadtteil, an Vertreter*innen von Stiftungen und privaten Spendern, an solidarisch – netzwerkende Kolleg*innen aus Institutionen und zivilgesellschaftlichen Organisationen im Stadtteil und darüber hinaus, an weitsichtige Politiker*innen und Ressorvertreter*innen, die sich strategischen Allianzen für und in Gröpelingen offen und solidarisch zeigen.

Wir alle von Kultur Vor Ort e.V wünschen Ihnen und Euch erholsame Tage und Gesundheit.   Ihr seid uns nicht schnuppe!